„Politische Perspektiven der Kulturellen Bildung“ – Einleitungsvortrag zur 3. Kulturpolitischen Jahrestagung der Friedrich-Ebert-Stiftung am 29./30. Januar 2010
I.
Wir haben es derzeit mit einem eigenartigen Widerspruch zu tun: Einerseits hat der Begriff „kulturelle Bildung“ Hochkonjunktur; er ist – denken wir an den Diskurs um Kreativität und Kreativwirtschaft – geradezu zum Hoffnungsträger von Bildungsbemühungen geworden. So erklärt sich etwa der herausragende Stellenwert kultureller Bildung in der Bundestagsenquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ oder in verschiedenen Studien des Deutschen Kulturrats – bis hin selbst zu den Wirtschaftswissenschaften, wo etwa Reinhard Pfriem unter dem Titel
„Unsere mögliche Moral heißt kulturelle Bildung“ eine
„Unternehmensethik für das 21. Jahrhundert“ (2007) entwickelte. Erinnert sei auch an das Grundlagenwerk „Kulturelle Bildung“ von Max Fuchs (2008), der Ordnung in die „irritierende Komplexität“ des Begriffs zu bringen versucht, oder an das systematisierende Kapitel „Kulturelle Bildung“ im „Kulturstaat Deutschland“ (2008) von Oliver Scheytt.
Andererseits hat sich, obwohl sie derzeit ein Megathema der Kulturpolitik ist, die wirkliche Lage der kulturellen Bildung in der Praxis kaum verbessert. Im Gegenteil: Die kulturelle Bildung steht derzeit besonders unter Druck. In kulturelle Bildung fließen zu wenige staatliche Bildungsressourcen, und sie ist als freiwillige kommunale Aufgabe stets besonders gefährdet: Das Fett ist längst abgeschmolzen, jetzt geht es an die Substanz. Dem Mainstream der Bildungspolitik war im letzten
Jahrzehnt die kulturelle und politische Teilhabe sowie die Persönlichkeitsbildung weniger wichtig, das Hauptgewicht wurde auf die Vorbereitung zur Berufstätigkeit, auf kognitive Verschulung und Verwertbarkeit von Bildungsinhalten gelegt, so dass gar von der Kapitalisierung der Bildung die Rede war. PISA verstärkte den falschen Eindruck, Fächer aus dem Bereich der kulturellen Bildung, die dort nicht abgeprüft werden, seien entbehrlicher Luxus. Beim Bildungsthema wurde die Theorie-Praxis Differenz besonders groß: statt dass jährlich zusätzliche Gelder in einer zweistelligen Milliardenhöhe in das Bildungssystem fließen, gelingt es gerade mal mit ungeheuren gemeinsamen Anstrengungen Millionen zu mobilisieren, und gleichzeitig wird durch Ausgabenkürzungen an anderer Stelle vieles wieder zunichte gemacht. Jetzt wurde das Kindergeld um 20 Euro erhöht, gleichzeitig steigen die Kindergartenbeiträge – meistens um mehr als 20 Euro. Nicht zuletzt blockiert auch das interessengeleitete Verhalten von Bürgern und Wählern, viele aus den Mittelschichten denken natürlich zunächst an die Bildungsvorteile der eigenen Kinder. So kann in Hamburg gegen die geplante sechsjährige Grundschule eine Volksinitiative erfolgreich mobil machen, wo sich doch Bildungsexperten längst einig sind, wie essentiell das längere gemeinsame Lernen für ein besseres Bildungssystem ist.
II.
Wer über kulturelle Bildung spricht, kommt nicht umhin, zunächst den Stellenwert von Kultur hervorzuheben. Denn nur wer Kunst und Kultur ernst nimmt, wird sich für deren Vermittlung einsetzen, dafür, eigene künstlerische Stärken und Interessen früh zu entdecken und auszubilden sowie kulturelle Prozesse kritisch zu reflektieren: Auch wenn es in Runden wie dieser bedeutet, Eulen nach Athen zu tragen, bleibt es notwendig, immer wieder zu betonen, öffentlich und auch innerparteilich: Kultur ist eben nicht ein nachrangiges Politikfeld, sondern für Sozialdemokraten vielmehr Auftrag, Inhalt und Ziel ihres Verständnisses von einer humanen Gesellschaft. Denn Kunst und Kultur geben Orientierung, sind ein Integrationsfaktor, wirken identitätsstiftend, fördern Partizipation, sind ein Kreativfaktor und imageprägend, sie sind die entscheidende Basis für freie Werte- und Zielverständigungen. Um es mit Brecht zu formulieren: „doch die Verhältnisse, sie sind nicht so“. Denn anders als in Sonntagsreden oft behauptet, herrscht – trotz einzelner engagierter Kulturpolitiker in allen Parteien – eben keine grundsätzliche Übereinstimmung. Es gibt zwei zentrale Sätze eines sozialdemo¬kratischen Kulturprofils, das schwarz-gelber Politik entgegensteht:
III.
Wem kulturelle Bildung wirklich wichtig ist, der findet im emanzipatorischen Bildungsdiskurs der letzten Jahre aber auch einige gute Anknüpfungspunkte:
IV.
Warum nun kulturelle Bildung im engeren Sinne so wichtig ist – ich will sechs Gründe nennen, warum wir uns für sie immer wieder stark machen sollten:
Die Urteilsfindung, welche Information wichtig ist und welche unwichtig ist, muss im letzten
Schritt im eigenen Kopf stattfinden. So „kann der Computer nicht der letzte Richter über Informationen, menschliche Denkprozesse oder Leistungsnachweise sein. Je stärker die Computer in unsere Sprache und in unsere Kommunikation eingreifen, desto dringender wird eine Erziehung, die zeigt, dass die wertvollsten menschlichen Verhaltensweisen durch Nicht
Vorausberechenbarkeit gekennzeichnet sind.” (217). „Denn das, worum es beim Erfassen von Ich, Welt und Weltall wirklich gehe (...) ist nicht durch Computer zu berechnen. Es ist etwas vollkommen anderes. Der Computer kann keinen einzigen kreativen Akt berechnen, voraussagen oder erklären. Kein Algorithmus erklärt Mozart oder Picasso oder auch nur den Geistesblitz, den irgendein Schüler irgendwo auf der Welt hat. Die Bildung der Zukunft lehrt Computer zu nutzen, um durch den Kontakt mit ihnen das zu lehren, was nur Menschen können“. (218). Soweit Schirrmacher. Wir müssen mit der modernsten Kommunikationstechnik leben. Doch es kommt eben mehr denn je auf kulturelle Bildung an, um in der Computerwelt nicht in der Informationsflut zu ertrinken – und damit die digitale Welt darauf reduziert wird, was sie sein sollte: eben nicht mehr als ein (meinetwegen fantastisches) technisches Hilfsmittel, das Information und Kommunikation erleichtert.
V.
Die kulturpolitische Perspektive fasste Oliver Scheytt in seinem bereits erwähnten Band in drei Punkten zusammen: „Kulturelle Bildung ist als ein individuelles Kraftfeld in besonderer Weise von Personen geprägt und auf die einzelne Person ausgerichtet.“ Kulturelle Bildung sollte nicht nur dem freien Spiel der Kräfte überlassen werden, sondern bedarf einer Infrastruktur, welche sich aus Institutionen des allgemeinen Bildungswesens, der Kultur und der außerschulischen Kulturellen Bildung sowie der Jugendbildung zusammensetzt. Kulturelle Bildung bedarf einer Kulturpolitik, die zwischen unterschiedlichen Institutionen und deren Selbstverständnissen vermittelt, die dieses Gestaltungsfeld als zentrales Element der kulturellen Grundversorgung versteht, langfristig – also auch durch gesetzliche Regelungen weiter ausbaut und die verschiedenen Partner aktiviert“. (216)
Damit ist das Feld abgesteckt für eine „aktivierende Kulturpolitik“ des – letztlich jedoch verantwortlich bleibenden – Kulturstaats:
Erstens geht es zuvorderst darum, die kulturelle Infrastruktur durch die Krise zu retten. Dazu braucht es Widerstand auf allen Ebenen gegen die Entstaatlichungstendenzen und Privatisierungsbestrebungen. Den Kommunen als wesentlichen Trägern kultureller Bildung steht durch Finanzmarktkrise, Steuerausfälle und soziale Ausgabensteigerungen das Wasser bereits bis zum Hals, für 2010 wird ein Hauhaltsdefizit der Kommunen von mehr als 11 Mrd. Euro geschätzt. In dieser Überschuldungssituation dürfte schwarz-gelbe Steuersenkungspolitik und Schuldenbremse zum Finanzkollaps führen.
Greifen wir zur Illustration eine dpa-Meldung aus diesen Tagen heraus:
„Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, befürchtet aufgrund des Sparkurses der Politik die Schließung von Teilen der Sammlungen. Die 24 Millionen Euro, die das Kunstministerium einsparen soll, würden wohl auch die Kunstsammlungen treffen, sagte Roth den «Dresdner Neuesten Nachrichten». «Wer etwas anderes glaubt, handelt nach dem Vogel-Strauß-Prinzip.» Für diesen Fall müsse über «radikale Maßnahmen» wie Schließungen nachgedacht werden, «das wird nicht mehr anders gehen». - Roth warnte zudem davor, dass städtische Museen von Einsparungen betroffen seien. «Sie haben aber kein Sprachrohr und können öffentlich kaum mit der notwendigen Aufmerksamkeit rechnen.» Darum müssten die Großen für die Unbekannteren und Kleineren Partei ergreifen. Von den Stiftungen wisse er, dass immer mehr Museen hilfesuchend vor der Tür stünden“ (9.1. 10)
Bereits jetzt werden Leistungen für die Bürger eingeschränkt, werden Investitionen zurückgefahren, von zweistelligen Kürzungen von Kulturetats ist vielerorts die Rede. Gefährdet ist vor allem die kulturelle Bildung. In erster Linie werden Projekte der Freien Szene eingestellt, Soziokultur und kulturpädagogische Einrichtungen sind besonders gefährdet. Nicht nur Schwimmbädern, auch Gemeindebüchereien, Theatern, Kindergärten droht die Schließung, sogenannte Orchesterzusammenlegungen finden statt, Konzertreihen werden gestrichen, Museumsbestände sollen verkauft werden, Eintrittspreise erhöhen sich überall – auch wo keine Theaterschließung stattfindet, wird es weniger Premieren, weniger Mut zur riskanten Projekten geben, erhöht sich das Einnahmesoll, nehmen prekäre Arbeitsverhältnisse zu, müssen Sparten schließen und sind mehr Koproduktionen notwendig. Selbst wichtige Bildungsbeschlüsse, die für die kulturelle Bildung wichtig sind, wie der von der SPD durchgesetzte Rechtsanspruch auf einen Kinder-Betreuungsplatz ab 2013, kann laut Deutschem Städtetag angesichts der kommunalen Finanzsituation nicht umgesetzt werden. Das Ergebnis wäre eine andere Republik, die die FDP ja auch offen anstrebt, in der die Durchlässigkeit der Gesellschaft weiter abnimmt, in der die an Einkommen, Besitz und Bildung gekoppelte soziokulturelle Milieuzugehörigkeit immer mehr polarisiert, in der Kultur und kulturelle Bildung – privat finanziert – nur noch zur Ausstattung der Besserverdienenden gehören. Bereits heute besuchen nur 14% von Kindern aus Arbeiterfamilien eine höhere Schule; nur 26% der Unterschichteltern, gegenüber 69% der Oberschicht, ist es wichtig, die Lesefreude der Kinder zu fördern. Das Zutrauen, die eigene Lage oder die der eigenen Kindern nachhaltig zu verbessern, wird weiter verkümmern. Der „Statusfatalismus der unteren Schichten“, von dem Allensbach (FAZ 16.12.09) jüngst (nicht ohne bürgerliche Arroganz) sprach, wird sich weiter verfestigen – auch weil die Resignation, ohnehin nichts ausrichten zu können, zur Lebenserfahrung Ausgegrenzter gehört. – Dagegen muss es natürlich um eine andere Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gehen, um Ausgleich und Förderung, um Inklusion und – last but not least – eben darum, Kulturförderung unmittelbar zur pflichtigen Selbstverwaltungsaufgabe der Städte und Gemeinden zu machen und dafür zu sorgen, dass kostenlose und bezahlbare kulturelle Bildungsangebote pflichtige Aufgaben aller Bildungseinrichtungen und integraler Bestandteil aller Kulturinstitutionen werden. Wo der gesamte Anteil der Kulturausgaben in Bund, Ländern und Gemeinden gerade mal 0,8% der öffentlichen Ausgaben, nämlich 8 Mrd. Euro ausmacht, dürfte doch klar sein, dass man damit defizitäre Haushalte nicht ernsthaft sanieren kann!
Zweitens kann umgekehrt Kulturförderung durchaus helfen, Krisenverlierer sozial zu stabilisieren, gerade in der Krise der Staatsfinanzen ist der Blick auf die Zivilgesellschaft angesagt. Kristina Volke und Christoph Links haben ja gerade für Ostdeutschland gezeigt, wie vielfältig, wo die große Politik eher ratlos scheint, Menschen vor Ort
neue Wege in der Krise beschritten haben. Viele Projekte dieser „changemaker“ haben mit kultureller Bildung zu tun: Wenn eine Gemeinde zusätzliche Einnahmen durch Windenergie nutzt, um die Kosten des Kindergartens zu senken, wenn freie Theater- und Opernprojekte in der ländlichen Peripherie kulturelle Räume erobern, wenn eine abgewickelte Stadtteilbibliothek als ehrenamtlich geführte Nachbarschaftsbibliothek weiterlebt, wenn ein Verein Strukturen für dezentrale Kulturprojekte schafft und Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche unterstützt, und so weiter. Statt in Perspektivlosigkeit zu verfallen und angesichts mancher Abwärtsspirale zu resignieren, sollten wir fragen, wie solchen kreativen Projekten und Initiativen von unten, die vor Ort gemeinschaftlich Probleme lösen, systematischer geholfen werden kann. Rahmenbedingungen, die bürgerschaftliches Engagement fördern und honorieren, neue Instrumente, die konkreter, kleinteiliger und flexibler auf die Impulse aus dem Alltag reagieren: Dies wird gerade auch kulturelle Bildung fördern. Sicher kann die Zivilgesellschaft die Verantwortung des Staates, auch des Kulturstaates, nicht ersetzen. Aber ohne die Stärkung der Eigenkräfte, ohne Aktivierung, ohne Ehrenamt und selbst ohne private Spenden, Sponsoren und Mäzene (die in Deutschland immerhin 8% der Kulturfinanzierung aufbringen), wird es nicht gehen. Doch gerade im Hinblick auf die kulturelle Bildung bleibt festzuhalten, wie wichtig es ist, das laufende Geschäft unabhängig von privater, nie kontinuierlich gesicherter, Finanzierung zu halten. Die wirklichen Auswirkungen der Krise auf die Finanzierung von Kultur werden erst 2011-2013 vollständig sichtbar werden (es ist empirische Erfahrung des Deutschen Städtetages, dass nach kommunaler Überschuldung es immer noch ein bis drei Jahre dauert, bis dies auf den Kulturetat durchschlägt).
Zum dritten gilt es gerade auf dieser Tagung darüber zu sprechen, wohin inhaltliche Schwerpunkte und der Ausbau kultureller Bildung in den nächsten Jahren gehen sollten. Da sind Sie mit Ihrem praktischen Erfahrungshintergrund in vielem die besseren Experten.
Ich will hier abschließend (nicht von ungefähr ein paar Monate vor dieser wichtigen Landtagswahl) als Anregung auf das verweisen, was vom NRW-Kulturforum und dortigen SPD-Kulturpolitikern formuliert wurde. Da heißt es: „Die zentrale Herausforderung für die Kulturpolitik der nächsten Jahre ist der Ausbau der kulturellen Bildung!“ Und weiter: „Für künstlerisch besonders begabte Kinder und Jugendliche überlegen wir Formen der Unterstützung, z.B. ein ´Kultur-Stipendium`. Unser kulturpolitisches Ziel ist der ´Kultur-Rucksack für jedes Kind`. Alle Kinder und Jugendlichen (vom Kindergarten bis zum 16-jährigen) erhalten jedes Kindergarten- bzw. Schuljahr einen kleinen Rucksack, gefüllt mit dem nötigen Kulturproviant, den sie für ein ganzes Jahr brauchen. Er besteht aus altersgemäßen Bildungs- und Kreativitätsangeboten in den Sparten Theater, Tanz, Musik, Bildende Kunst und Literatur. Der Kulturrucksack soll Kinder und Jugendliche so früh wie möglich an kulturelle Einrichtungen, aber auch an eigenes künstlerisches Tun heranführen. Die hervorragende Arbeit in den pädagogischen Abteilungen der Kultureinrichtungen soll dabei unterstützt und weiter ausgebaut werden.
Dazu gehört auch der freie Eintritt in alle Kultureinrichtungen des Landes. Darüber hinaus wollen wir überall im Land Wege schaffen, den Kindern und Jugendlichen den kostenfreien Besuch der Museen und Ausstellungen in kommunaler Trägerschaft zu ermöglichen.
Die bisher verfolgten Projekte zur kulturellen Bildung (z. B. ´Jedem Kind ein Instrument`, ´Kultur und Schule`) sind ein erster richtiger Ansatz; sie reichen aber nicht aus. Kulturelle Bildung lässt sich nicht auf ´Projekte` an einigen Schulen auf freiwilliger und selbstfinanzierter Basis reduzieren. Daher fehlt dem Ansatz ´Kulturelle Bildung an Schulen` Breite, Tiefe und Nachhaltigkeit. Wir wollen, dass die Kulturelle Bildung formal in den Lehrplänen verankert wird und somit für alle Kinder und Jugendliche verbindlich flächendeckend angeboten wird. Im Blick auf die rasante Entwicklung der elektronischen Medien und das unüberschaubare Angebot des Internets ist auch die Förderung von Medienkompetenz eine wichtige Aufgabe kultureller Bildung. Wir wollen Patenschaften zwischen Kultureinrichtungen und Schulen bzw. Kindertagesstätten fördern. Der Ausbau der Schulen zu ´echten` Ganztagschulen ist eine besondere Chance für die kulturelle Bildung. Pädagogisch ausgereifte Ganztagsschulen mit ausgeweitetem kulturellem Bildungsangebot sind wichtige Wege, um kulturelle Bildung für alle zu erreichen. Die großen Ziele der kulturellen Bildung werden nicht erreicht, wenn nicht - mehr als bisher – ausreichend qualifizierte personelle Kapazitäten zur Verfügung stehen. Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Erzieher/innen und Lehrer/innen ausgebildet und weiterqualifiziert werden, damit das ausgeweitete kulturelle Bildungsangebot von Fachkräften vermittelt werden kann. Wir wollen das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur weiter ausbauen und fördern. Für die Jugendlichen soll es ein Bildungs- und Orientierungsjahr sein, in dem sie freiwilliges Engagement mit ihrer persönlichen und beruflichen Weiterbildung verbinden können. Es eröffnet jungen Menschen die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Handlungsfelder in Kunst und Kultur praktisch und konkret zu informieren, an ihrer Gestaltung mitzuwirken und stellt damit ein wichtiges Modul für kulturelle Bildung in Nordrhein-Westfalen dar.“ –
Soweit ein beispielhaftes Aktionsprogramm kultureller Bildung aus dem Westen des Landes.
VI.
Fassen wir zusammen: Kulturelle Bildung bedarf der Vernetzung von Kultur- und Bildungseinrichtungen in der Kommunalpolitik. Kulturelle Bildung wirft die, wie wir sahen, schwierige Frage nach einer grundlegenden Reform der Schule auf. Kulturelle Bildung muss interkulturell sein, also die Auseinandersetzung mit der Herkunftskultur und die Anerkennung fremder kultureller Ausdrucksformen entwickeln. Kulturelle Bildung sollte Teil einer neuen Kulturpolitik sein, die „ein flächendeckendes Kulturangebot in verschiedenen künstlerischen
Sparten, das zu erschwinglichen Preisen, mit niedrigen Zugangsschwellen breiten Teilen der Bevölkerung kontinuierlich und verlässlich zur Verfügung stellt“, wie die nach wie vor geltende Formel des Deutschen Kulturrats (von 2004) lautet. Und vor allem gilt heute (in den Worten von Rolf Bolwin, dem Präsident des Deutschen Bühnenvereins): „Man muss eine politische Diskussion darüber führen, ob und wie wir eine Verarmung der Städte vermeiden. Wir können doch nicht den kulturellen Niedergang der Städte akzeptieren, während gleichzeitig Milliarden zur Sicherung von Banken ausgegeben werden“ – dies sehen wir genauso, in diesem Sinne versteht sich die SPD ohne Einschränkung als der Verbündete der Kultur.
Besten Dank.