Sehr geehrte Mitglieder der Ahmadiyya aus Berlin und ganz Deutschland,
liebe Nachbarinnen und Nachbarn aus Pankow,
verehrte Anwesende!
Für die Einladung zur Eröffnung der Khadija-Moschee hier in Berlin-Heinersdorf danke ich herzlich.
Nach so viel Streit, so vielen Ängsten, Vorurteilen, Missverständnissen ist es gut, dass jetzt der Alltag beginnen kann - der Alltag religiösen islamischen Lebens, der nachbarschaftlichen Kontakte, des Gewöhnens aneinander.
Daß diese schöne Moschee gebaut worden ist, gebaut werden konnte, ist Ausdruck einer einfachen, aber wichtigen Tatsache: Wir leben in einem Rechtsstaat, wir leben in einem Land, in dem Religionsfreiheit gilt - und zwar für große wie für kleine Religionsgemeinschaften. Das ist aber und offensichtlich keine einfache Idylle, ist nicht ohne die Anstrengungen einer Kultur des wechselseitigen Respekts, einer Kultur der Toleranz möglich. Und die ist nicht zu haben ohne die Mühen, sich verständlich zu machen, also die eigene religiöse Überzeugung, die eigenen Riten und Praktiken, das eigene moralische und kulturelle Verhalten zu erklären, einerseits, und andererseits bereit zu sein, die Anderen, bisher Fremden verstehen zu wollen, sie zu seinen Nachbarn zu machen. Das wünsche ich Ihnen, liebe Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde, und uns den Heinersdorfern, Pankowern, Berlinern: Daß wir gute Nachbarn werden! Daß Verstehen und Verständnis wächst, auf beiden Seiten.
Und in beide Richtungen sage ich: Die eigene Religions- und Meinungsfreiheit verteidigt man nur, wenn man die Meinungs- und Religionsfreiheit der Anderen verteidigt - hier in Pankow-Heinersdorf, in Berlin, in Deutschland - aber auch im islamisch geprägten Teil der Welt. Wer hier selbstverständlich und berechtigt (ich betone das) Religionsfreiheit genießt, sollte dort für Religionsfreiheit (z. B. für Christen im Irak, in der Türkei, im Iran, in Saudi-Arabien) eintreten! Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden - diese Grundüberzeugung sollte uns miteinander verbinden! Und ebenso die Anerkennung unseres Grundgesetzes, dessen wichtigster Wert die Menschenwürde ist - die Menschenwürde von Männern und Frauen und Kindern!
In diesem Sinne wünsche ich der Ahmadiyya-Gemeinde, daß dieses Haus beides werden möge, ein Ort der religiösen Besinnung und Einkehr und zugleich ein Ort der Begegnung und des Kennenlernens, der Toleranz und des Respekts. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und uns allen Frieden miteinander!