Papst Benedikt gibt sein Amt auf. Die Entscheidung sollte Folgen haben. Der Papst hat sie getroffen aus Liebe und Verantwortung zu seiner Kirche. Denn als Oberhaupt einer Weltkirche voller Widersprüche ein wirksamer Diener ihrer Einheit zu sein – das verlangt geistige und körperliche Kraft. Der Rücktritt ist gewiss keine Stunde null, die es in einer zweitausend Jahre alten Institution nicht geben kann. Ich erwarte von Benedikts Nachfolger also keine Wunder, auch keine Revolution. Aber
Re formen sollten möglich sein! Die Selbstdefinition der Kirche nicht als hierarchisches System, sondern als wanderndes Volk Gottes; die Betonung des Priestertums aller Gläubigen; die Öffnung zur Welt. All das wäre Aufbruch – hin zu einer Kirche, die sich selbst zum Dialog macht, wie es Papst Paul VI. einmal gefordert hat. Zu einer Kirche, in der die Laien nicht dem Klerus untertan sind, sondern gleichermaßen Kinder Gottes. Zu einer Kirche, der es gelingt, die Widersprüche zwischen Morallehre und Lebenspraxis so vieler Katholiken zu überwinden. Zu einer Kirche, die weniger zentralistisch ist.
Erwarte ich also doch ein Wunder? Nein. Aber einen neuen Papst mit neuem Mut – vielleicht gar zu einem neuen Konzil!